Hingabe & Berührung: Die Kunst der rückhaltlosen Zuwendung

Hingabe – ein Wort, das tiefe Resonanz in uns wecken kann. Es berührt etwas Ursprüngliches, etwas, das sowohl Sehnsucht als auch Zurückhaltung in uns auslöst. Doch was bedeutet es wirklich, sich hinzugeben? Und welche Rolle spielt Berührung dabei? In diesem Blogartikel erkunden wir die feinen Nuancen der hingebungsvollen Zuwendung – ein Zustand, der über bloßes Dasein hinausgeht und uns in eine tiefere Verbindung mit uns selbst, anderen und dem Leben führt.

Hingabe

Unter Hingabe kann der von rückhaltloser innerer Beteiligung geprägte Einsatz eines Menschen für eine Angelegenheit oder eine Person, die für den:die Betreffende:n von höchstem persönlichem Wert ist, verstanden werden, der aus einer tiefen inneren Überzeugung und einem klaren Bewusstsein für den Wert der Sache oder Person, der sich hingegeben wird, entsteht. Sie ist mehr als nur ein Wort – sie ist eine Haltung, ein Akt des Vertrauens und der tiefen Verbindung mit dem Leben selbst.

“Hingabe ist Liebe mit Flügeln.“ – Friedrich Nietzsche

Hingabe ist ein Begriff, der oft Unbehagen auslöst, weil er Assoziationen von Fremdbestimmung, Ausgeliefertsein und Selbstverlust weckt. Doch wahre Hingabe unterscheidet sich grundlegend von bloßer Hinnahme, auch wenn sie auf den ersten Blick ähnlich erscheinen mögen.

Hingabe vs. Hinnahme

Hinnahme bedeutet, etwas widerwillig oder passiv zu akzeptieren, ohne eigene innere Beteiligung oder Zustimmung. Es ist ein Zustand des Ertragens und Aushaltens, der oft mit Gefühlen der Ohnmacht und Resignation einhergeht. Hingabe hingegen ist ein aktiver, bewusster und freiwilliger Prozess, der sowohl innere Stärke und Klarheit, als auch die Bereitschaft, sich mit ganzem Herzen einer Aufgabe, einem Ziel oder einem Menschen zu verschreiben, erfordert. Sie ist eine Gegenwärtigkeitsübung, die uns die gesamte Schönheit der Schöpfung erfahren lässt – sowohl das, was gerade ist, als auch das Tun, das dafür geschieht. Sie ist ein Akt der vollständigen Überantwortung an das Leben, eine Einwilligung in das Leben selbst, was auch beinhaltet davon abzusehen, das Ergebnis, welches dem Prozess der Hingabe folgt, zu beeinflussen. Deshalb kann echte Hingabe nur aus einer inneren Stärke heraus entstehen. Es erfordert Mut, Vertrauen und die Fähigkeit, die Kontrolle loszulassen. Hier ist Achtsamkeit von Nöten, denn wird Kontrolle losgelassen, ist die Linie zur Hinnahme sehr fein, die Linie zwischen: „Ich lasse Grenzüberschreitungen zu.“ und „Ich bin mir der Auflösung in der Erfahrung bewusst und genieße die Erfahrung.“

Die Bedeutung von Hingabe in Beziehungen

Hingabe ist ein Ausdruck von Vertrauen und Liebe, der es ermöglicht, authentische und tiefe Verbindungen einzugehen. Durch Hingabe entsteht eine magische Verbindung zwischen Liebenden, die weit über die körperliche Erfahrung hinausgeht. Diese vollständige Zuwendung erfordert Mut, da sie mit Verletzlichkeit einhergeht, sich zu zeigen … mit den eigenen Wünschen und Grenzen und das Gegenüber anzunehmen, mit dessen Wünschen und Grenzen. Doch gerade in dieser Verletzlichkeit liegt die Kraft, Beziehungen zu vertiefen und ein tiefes Verständnis füreinander zu entwickeln.

Indem wir Hingabe bewusst in unser (Beziehungs-)Leben integrieren, können wir tiefere und erfüllendere Beziehungen aufbauen und wirkliche Verbindung erfahren.

“The greatest relationships are built on devotion, not just passion. Passion fades, but devotion remains.” – Unknown

Berührung als Tor zur Hingabe

Berührung ist eine der kraftvollsten Möglichkeiten, sich bewusst hinzugeben. Durch achtsame Berührung, durch bewusstes Spüren, können wir lernen, uns wieder mit voller Präsenz auf den Moment einzulassen. Weder in der Vergangenheit zu verweilen, noch in die Zukunft vorauszueilen, präsent im Moment zu sein, einfach wahrzunehmen, was ist und sich für diese Begegnung bewusst zu öffnen, sie anzunehmen.

“To touch someone with true devotion is to leave an imprint on their soul.” – Unknown

Übung „Journey of Devotion“

Diese Übung kannst du mit oder ohne eine:n Partner:in machen. Bist du allein, lasse einfach den letzten Teil weg.
Bald findest du sie hier als angeleitete Meditation. Viel Freude!

Lege dich entspannt hin und schließe deine Augen. (Machst du die Übung mit einem Partner oder einer Partnerin, legt euch ohne Körperkontakt nebeneinander.)

Gehe mit deiner Aufmerksamkeit durch deinen Körper – von Kopf bis zu den Zehen. Scanne ihn langsam ab und löse bewusst jegliche Anspannung. Bereiche, die oft unbemerkt verspannt sind, sind die Mundpartie, die Kiefergelenke, der Nacken und die Schultern, der Solarplexus, der Bauch und die Füße.
(Der Körper ist oft angespannt, ohne dass wir es bemerken. Diese Art der Anspannung hat häufig einen zusammenziehenden Effekt – dadurch sind wir weniger offen.)

Atme nun zwei- oder dreimal tief und entspannt durch das Zwerchfell in den Bauch. Öffne dann die Augen, ohne sie tatsächlich zu öffnen – stelle dir vor, dass dein Blick nach innen gerichtet ist und in deinen Körper hineinreicht. (Auf diese Weise lenkst du deine Aufmerksamkeit nach innen und in die Tiefe.)

Beginne anschließend, in deinem Körper nach einem Ort zu suchen, an dem du dich vollkommen zu Hause fühlst – einem Platz, der dich mit deinem Körper verbindet und an dem es dir gut geht. Ein Ort, an dem du dich niederlassen und es dir bequem machen kannst. Dieses „Zuhause“ kann überall unterhalb deines Kopfes sein: in der Wirbelsäule, im Po, im Bauch, in den Genitalien, im Herzen, in den Brüsten, im unteren Rücken oder an einer anderen Stelle deines Körpers, die sich gut und richtig anfühlt. Vielleicht ist auch dein ganzer Körper dein Zuhause.

Von diesem inneren Zuhause aus – wo auch immer es sein mag, egal ob klein oder groß – kannst du beginnen, deine Aufmerksamkeit auszuweiten. Verbinde diesen Ort mit anderen Stellen deines Körpers, die sich gut anfühlen. Wenn du das Gefühl hast, tief in deinem Körper verwurzelt zu sein, kannst du nach und nach die Augen öffnen, ohne dabei den Kontakt zu deinem Körperinneren zu verlieren. Verlierst du diesen Kontakt dennoch, schließe die Augen einfach erneut – so lange, bis du die innere Verbindung wiederhergestellt hast.

… Drehe dich langsam auf die Seite zu deinem Partner oder deiner Partnerin hin. Öffne die Augen mit dieser sanften inneren Haltung und begegne dem Blick deines Gegenübers. Lasse ihn oder sie durch deine Augen zu dir hinein – mit einem entspannten, weichen, empfänglichen und einladenden Blick. Wenn du blinzeln musst, lasse es zu. Schaue mit dieser Sensibilität immer nur in ein Auge deines Partners oder deiner Partnerin. Finde heraus, welches Auge dir angenehmer ist, und bleibe einfach dabei. (Du kannst natürlich auch zwischendurch wechseln.)

Atme tief in den Bauch und erlaube deinen Augen, alles aufzunehmen, was vor ihnen liegt – ohne objektiv oder bewertend nach außen zu schauen.
Atme anschließend noch einige Male tief in den Bauch. Spüre deinen Körper erneut nach möglichen Spannungen ab und lasse sie los. Entspanne den Bauch und lockere die Muskeln in deiner Beckengegend. Behalte den sanften Blickkontakt so lange, wie es sich gut anfühlt. Schließe die Augen jedes Mal, wenn du das Bedürfnis hast – entweder, um dich wieder mit dir selbst zu verbinden oder um dich bewusster zu spüren. Danach öffnest du die Augen erneut und bist ganz bei dir, während du den weichen Blick deines Partners oder deiner Partnerin in dich aufnimmst. Vermeide es jedoch, die Augen zu lange geschlossen zu halten.

Wenn es sich richtig anfühlt und sich eure Körper spontan zueinander hingezogen fühlen, integriert sanfte Berührungen der Hände … lasst sie sich vorsichtig erkunden, sanft streicheln, spielerisch miteinander tanzen … Wenn ihr mögt, geht zu einer Umarmung über, bei der ihr die Augen schließen könnt. Bleibt dabei präsent und aufmerksam für euer Inneres, während ihr euren ganzen Körper entspannt und mit dem Gegenüber verschmelzt.

Löst euch langsam voneinander, teilt noch einen Moment des sanften Schauens, schließt dann die Augen und spürt nach – verbunden mit euch selbst und mit der anderen Person.
Kommt langsam zurück und teilt gerne eure Erfahrungen. (Hast du die Übung allein gemacht, kannst du deine Eindrücke aufschreiben, wenn du magst.)

“Devotion, when true, is not measured in words, but in the quiet moments of unwavering presence.” – Rumi

Einladung zur tiefen Verbindung

In unserem Workshop „Deep Connection“ bieten wir einen geschützten Raum, in dem du die Kunst der Hingabe durch bewusste Berührung erleben kannst. Hier kannst du erforschen, was es bedeutet, sich in voller Präsenz zu öffnen und Verbindung auf einer neuen Ebene zu erfahren.

Lass dich berühren. Lass dich ein. Lass dich fallen.

5.+06.04.2025
Mehr Infos findest du hier.