Das menschliche Grundbedürfnis nach Verbindung und Berührung

Berührung ist eine Grunderfahrung des Lebens und ein Grundbedürfnis.

Menschen sind, aus biologischer Sicht, Säugetiere. Körperkontakt und Berührungen gehören zu unseren Grundbedürfnissen.

Menschen sind aus anthropologischer Sicht, Herdentiere und darauf angelegt, mit anderen Menschen in einer kleinen Gruppe oder Horde zusammenzuleben. Das dicht gedrängte zusammen Schlafen brachte Schutz vor Kälte und Feinden. Ausgeschlossen zu werden, bedeutete den Tod, Zugehörigkeit war überlebensnotwendig. Deshalb ist, auch heute noch, das Gefühl der Einsamkeit eines der bedrohlichsten und schmerzhaftesten.

Menschen sind soziale Wesen. Berührung schafft Nähe. Sie schafft Verbindung und zeigt, dass wir zusammengehören. Sie vermittelt Sicherheit und entspannt. In angstbehafteten Situationen beispielsweise, rücken wir näher, greifen uns instinktiv an den Händen.

„Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind.“ – Albert Schweitzer

Viele Menschen unserer Gesellschaft leben in einer subjektiv empfundenen Hölle und sind unglücklich, obwohl sie im Vergleich zu Obdachlosen, Schwerkranken oder großen Anteilen der Erdbevölkerung ein wunderbares Leben haben. Glücklich zu sein gilt allgemein als eine Frage der Voraussetzungen (mein Haus, mein Boot, mein Job, mein Aussehen, mein Bankkonto, mein Elternhaus, ..). Glück hat jedoch nur sehr kurzzeitig mit der Erfüllung von Wünschen zu tun (sogenannte Glücksmomente). Auch erfolgreiche, wohlhabende, jedoch einsame Menschen, fühlen diesen Stich im Herzen, wenn sie ein liebevolles, sich umarmendes oder Händchen-haltendes Pärchen sehen und drehen sich weg. Dauerhaftes Glück entsteht im Zusammenhang mit fühlen, spüren, berühren und berührt werden.

Für ein intaktes Gefühlsleben ist es wichtig, in Verbindung zu sein, Geborgenheit zu fühlen und das Gefühl und die Sicherheit zu haben, dazu zugehören. Ist dieses Grundbedürfnis nicht erfüllt, kann ein Gefühl der Sinnlosigkeit, Leere, Unzufriedenheit und Demotivation entstehen bis hin zu Depression. Ist dieses Grundbedürfnis jedoch gestillt, sind wir kraftvoller und zufriedener. Die Bedürftigkeit verschwindet und macht Raum für Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung. Deshalb ist Berührung zu schenken, so wie es in der Kuscheltherapie geschieht, auch eine spirituelle Arbeit.

Berührung und Kultur

Das Ausleben von Berührung ist kulturell bedingt, man spricht von einem Nord-Süd-Gefälle. So berühren sich während einer 1-stündigen Unterhaltung Engländer ca. 2 Mal, Franzosen ca. 110 Mal, Puertoricaner ca. 180 Mal. Es gibt bestimmt noch weitere Faktoren und trotzdem ist evident, wo mehr Lebenslust und Lebensfreude herrschen.

Berührungsmuffel

Ja, es gibt Berührungsmuffel, bei denen unangenehme Gefühle durch physischen Kontakt mit anderen Menschen entstehen können. Die Ursache dafür liegt meist bei in der Kindheit, im Säuglingsalter oder sogar schon bei im Uterus gemachten traumatischen Erfahrungen. Aber sich einkuscheln und die guten Gefühle genießen, die schöne Oberflächen, kuschelige Decken und weiches Fell hervorrufen, wollen die meisten.

Berührung ist lebensnotwendig

Berührung ist nicht nur emotional, sondern auch biologisch das erste Bedürfnis. Im Mutterleib ist die Berührung durch die Flüssigkeit im Uterus gegeben und durch konstanten Druck von allen Seiten. Auch kommuniziert die Mutter mit dem Baby durch Druck, antwortet auf Treten mit der Berührung genau an derselben Stelle. Ist das Baby geboren, fehlt diese Berührung, die Atmung funktioniert anders, es ist meist sehr hell, kälter, alles ist ungewohnt und somit beängstigend. Wird nicht sofort Berührung mit der Mutter hergestellt, kann das traumatische Auswirkungen haben. Berührung ist die erste Bedingung, die erfüllt sein muss, damit ein Baby überlebt und Wachstum überhaupt stattfinden kann, sonst schaltet sich der Körper nach und nach ab.

Diese Erkenntnis entstand bei der Beobachtung und der Erforschung anderer Säugetiere und leitet sich aus schrecklichen Experimenten ab. Fehlt Berührung, ruft das immensen physiologischen und emotionalen Stress hervor und kann sogar zum Tod führen. Rattenjunge, die isoliert werden und denen dadurch das Ablecken durch die Mutter, die Fellpflege, fehlt, sterben. Wird nur eine Komponente im Experiment geändert: die Rattenjungen werden regelmäßig mit einem feuchtem Pinsel „abgeleckt“, überleben sie. Harlows Experimente mit Affenbabys führten zu der Erkenntnis, dass Berührung mindestens genauso essentiell für das Überleben ist wie Ernährung und andere lebenswichtige Bedürfnisse. Er zog Affenbabys in einem Käfig mit zwei gebauten Ersatzmüttern auf, einer Mutter aus Draht, von der die Affenbabys Milch bekommen konnten und einer weichen kuscheligen Mutter mit Fell ohne Nahrungsbereitstellung. Die Affenbabys verbrachten mehr Zeit mit der Frotteemutter, die Nahrung der Maschendrahtmutter war zweitrangig. Bei stressvollen Situationen flüchteten sie sofort zurück zu ihrer flauschigen Mutter. Deren Anwesenheit im Raum gab ihnen auch die Sicherheit, ihre Umgebung wesentlich mutiger zu erkunden. Affen, die isoliert und ohne Berührungsmöglichkeiten aufwuchsen, waren später nicht in der Lage, sich um ihren eigenen Nachwuchs zu kümmern und zeigten deutlich aggressiveres Verhalten als Affen, die zusammen mit ihren Artgenossen aufgewachsen waren. Auch wiesen sie körperliche Behinderungen auf. Kaiser Friedrich II. ließ im 13. Jahrhundert Babys füttern und trockenlegen, jeder weitere Kontakt wurde jedoch untersagt. Ziel war es, eine universelle Sprache zu beweisen, d.h welche Sprache die Kinder von sich aus anfangen würden, zu sprechen würden, Latein, Französisch, … . Sie sprachen nicht, sie starben.

In Australien ereignete sich 2010 ein Wunder. Ein als Frühchen geborener Junge wurde für tot erklärt. Die Mutter hielt das Kind zwei Stunden an ihrem Herzen, redete mit ihm, stellte Hautkontakt her. Der Junge begann wieder zu atmen und überlebte. (Die Frühchensterblichkeit sinkt um 30% wenn die Babys massiert und gehalten werden. Gegenüber nichtmassierten Babys nehmen sie im Schnitt 47 % mehr an Gewicht zu, werden um die 6 Tage früher aus dem Krankenhaus entlassen und sind besser in motorischen und mentalen Fähigkeiten.)

„Warum Berührungen lebensnotwendig sind“ – ein Artikel im Ärzteblatt

Berührung hat Einfluss auf unser (späteres) Leben

Babys nicht zu bekuscheln führt zu irreversiblen Schäden und Einschränkungen, da es eine klare Verbindung zwischen dem Empfangen von Liebe in den ersten Jahren und den späteren emotionalen Fähigkeiten wie dem Aufbau von stabilen Beziehungen gibt.

Schreien Babys und man stellt ihnen Essen und emotionalen Komfort zur Verfügung, stärkt das Gehirnverbindungen, die besagen: „Ich bekomme meine Wünsche erfüllt, wenn ich sie äußere.“ Passiert das nicht, werden andere Verbindungen aufgebaut: „Ich kann machen, was ich will, ich werde nicht gesehen/nicht gehört.“ So entstehen Muster der Hilflosigkeit, die sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Erlebt der Säugling einen ständigen Mangel, ist das Selbst des Kindes nicht in der Lage, sich von innen zu füllen, es wird ständige Bestätigung durch das Außen brauchen.

Kinder, die in Waisenhäusern aufgewachsen sind, haben einen höheren Kortisolspiegel als Kinder aus liebevollen Elternhäusern. Sie nehmen nicht so leicht Kontakt zu anderen auf und haben kognitive und emotionale Defizite. Kinder, die am Körper, am besten an der Haut, getragen wurden, weisen auch später als Erwachsene ein deutlich friedfertigeres Verhalten auf als Kinder, die anders groß gezogen wurden.

Gute, angenehme Berührung führt dazu, dass man auch im späteren Leben positiv auf Berührung reagiert. Erlebt man jedoch ungute Berührung und speichert die damit verknüpften negativen Gefühle ab, ist man nicht in der Lage, sich bei Berührungen zu entspannen und meidet Kontakt. Man weicht zurück, verschränkt die Arme, geht in Alarmbereitschaft und Abwehr. Berührungsmangel, Einsamkeit und eine höhere Anfälligkeit für Stress sind die Folge.

Einige Forscher vertreten die Auffassung dass Kontaktdeprivation in der Kindheit zu größerer Bereitschaft führt, physische Gewalt einzusetzen. Die meisten minderjährigen Straftäter wurden nach deren Erkenntnissen im Elternhaus vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht. So ist deren Schlussfolgerung, dass der Mangel an körperlicher Berührung und emotionalem Kontakt die grundlegende Ursache für eine Reihe emotionaler Störungen, wie depressives und autistisches Verhalten, Hyperaktivität, sexuelle Störungen bzw. Abweichungen, Drogenmißbrauch, Gewalttätigkeit und Aggressionen ist. Auch führe der Mangel an sensorischen Stimuli in der Kindheit zu Abhängigkeiten von sensorischen Stimuli im Erwachsenenalter.

Fazit

Es gibt das Grundbedürfnis nach Berührung! Achtsame liebevolle Berührung mit Menschen zu teilen, einfach zu kuscheln, ist normal und natürlich. Deshalb ist es wichtig, das Bild des Kuschelns in der Gesellschaft zu ändern. Es ist nichts sexuelles oder merkwürdiges daran, achtsame liebevolle Berührung mit anderen Menschen zu teilen.

Viele Methoden der Heilung und Unterstützung wären um ein Vielfaches wirksamer oder sogar überflüssig, würden sie mit Berührung verknüpft.

Berührung ist eine Grunderfahrung des Lebens und ein Grundbedürfnis, die bedingungslose emotionale Grundversorgung ein Menschenrecht.

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