Kuscheln für Weltfrieden
Kuscheln ist Friedensarbeit. Das ist meine tiefe Überzeugung.
„Es gibt ein sicheres Kriterium, an dem du deinen Erfolg am bewussten Sein messen kannst: Den Grad an Frieden, den du in dir spürst.“ – Eckhart Tolle
Durch achtsame und liebevolle Berührung wird unser Herz geöffnet und gestärkt. ‚Wir fühlen uns in Frieden. | Wir sind zufrieden. | Wir fühlen Frieden in uns. | In uns ist alles ganz ruhig und friedlich. | Wir sind friedvoll. ..
Sprache bringt es auf den Punkt, Erleben bestätigt es.
Berührung ist die Sprache des Herzens: unter den Händen dahin schmelzen, sich öffnen, tief berührt sein, sich berühren lassen, berührt sein – auf allen Ebenen.
Spirituell gesehen ist der Tastsinn dem Herzchakra, Anahata, zugeordnet. Es ist die Brücke zwischen den unteren eher körperlichen, weltlichen und den oberen eher geistigen, spirituellen Chakren und schafft so die Verbindung zwischen uns als Mensch und uns als Seele. Ist es offen und in seiner Kraft, haben wir die Fähigkeit, Liebe zu geben und zu empfangen, wir vertrauen, sind begeisterungsfähig, selbstlos, freundlich und emphatisch. Wir nehmen uns an, so wie wir sind und können dasselbe auch Anderen schenken. Wir erfahren bedingungslose (Selbst-)Liebe. Durch achtsame und bedingungslose Berührung wird Anahata geöffnet und gestärkt. Berührung ist die Sprache der Liebe.
Es mag zu simpel sein, aber es ist meine Wahrheit: Die Menschen wären einfach zufriedener, hätten sie ausreichend achtsame, liebevolle Berührung in ihrem Leben und erhebenden, erfüllenden Sex. Sind beide Bedürfnisse gestillt, entsteht unendlicher Raum für Mitgefühl, Freundlichkeit und Nächstenliebe. Wir müssten nicht versuchen uns durch Geld oder Macht zu profilieren. Wir hätten Selbstwert, er wäre nach unserer Geburt nicht geringer geworden. Durch liebevolle Berührung wäre die Welt ein friedvollerer Ort. Imagine…
„Wir brauchen die Berührung der Haut, um zu gedeihen, um stressfrei leben und Krankheiten abwehren zu können. Ohne Berührungen werden wir aggressiv, gestreßt und schneller krank.“ – Tiffany Field
Zu spirituell? Hier eine „weltlichere“ Perspektive
Die Auswirkungen von Kuscheln und Berührung auf unser soziales Verhalten
Kuscheln lädt uns positiv auf. Nach einer Kuscheleinheit sind wir entspannt, aufgetankt und bereit, wieder beschwingt in den Alltag einzusteigen. Diese Stimmung überträgt sich, wir werden zu angenehmeren Zeitgenossen. Samantha Hess spricht von einem Perpetuum mobile des Glücks.
Berührung nährt uns. Das Loch in uns, das sagt „Ich fühle mich leer und bedürftig. Ich bin dran.“ verschwindet. Es füllt sich vor allem durch Berührung langsam von innen auf. Dann verfügen wir wieder über die (emotionalen) Ressourcen, die nötig sind, um freien Herzens geben und andere unterstützen zu können.
Eine Reihe faszinierender Studien hat gezeigt, wie Berührungen und haptische Wahrnehmung unsere Stimmung und unser Denken beeinflussen. Testpersonen, die sich berühren, kooperieren während eines Spiels mehr. Schon ein Rückenklopfer führte dazu, dass sich zweimal so viele Studenten freiwillig zum Arbeiten meldeten oder eine Petition unterschrieben. Teilnehmern, denen Oxytocin in die Nase gesprüht wurde, waren eher bereit, einem Fremden zu helfen oder ihm Geld zu leihen. Berührung beeinflusst unseren Charakter. Wir werden hilfsbereiter, großzügiger und offener für andere Menschen und deren Bedürfnisse.
Auswirkungen von Kuscheln bezüglich Aggressivität
- Berührung baut Aggressionen ab. Schon eine zwanzigminütige Kuschelsession vor einer Auseinandersetzung z.B. über Geld oder Kindererziehung kann dazu führen, dass sie harmonischer verläuft. Man hat sich aufeinander eingeschwungen, es fällt leichter auf den anderen ein- und zuzugehen, schwerer den anderen bewusst zu verletzen.
- Kinder aus Waisenhäusern haben einen höheren Kortisolspiegel als Kinder aus liebevollen Elternhäusern. Sie nehmen nicht so leicht Kontakt zu anderen auf und haben kognitive und emotionale Defizite.Kinder, die am Körper, am besten an der Haut, getragen wurden, weisen auch später als Erwachsene ein deutlich friedfertigeres Verhalten auf als Kinder, die anders groß gezogen wurden.
- Gute, angenehme Berührung führt dazu, dass man auch im späteren Leben positiv auf Berührung reagiert. Erlebt man jedoch ungute Berührung und speichert die damit verknüpften negativen Gefühle ab, ist man nicht in der Lage, sich bei Berührungen zu entspannen und meidet Kontakt. Man weicht zurück, verschränkt die Arme, geht in Alarmbereitschaft und Abwehr. Berührungsmangel, Einsamkeit und eine höhere Anfälligkeit für Stress sind die Folge.
- Einige Forscher vertreten die Auffassung dass Kontaktdeprivation in der Kindheit zu größerer Bereitschaft führt, physische Gewalt einzusetzen. Die meisten minderjährigen Straftäter wurden nach deren Erkenntnissen im Elternhaus vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht. So ist deren Schlussfolgerung, dass der Mangel an körperlicher Berührung und emotionalem Kontakt die grundlegende Ursache für eine Reihe emotionaler Störungen, wie depressives und autistisches Verhalten, Hyperaktivität, sexuelle Störungen bzw. Abweichungen, Drogenmißbrauch, Gewalttätigkeit und Aggressionen ist. Auch führe der Mangel an sensorischen Stimuli in der Kindheit zu Abhängigkeiten von sensorischen Stimuli im Erwachsenenalter.
- Die folgende Chart bezieht sich auf eine Studie, in der das Verhalten von Kindern bezüglich erhaltenem Körperkontakt durch Eltern und Betreuer und deren Gewaltbereitschaft beobachtet und verglichen wurde. Je mehr Körperkontakt die Kinder erhielten desto friedfertiger und ausgeglichener verhielten sie sich. In dieser Studie wurde das Verhalten von Kindern aus Paris und Miami miteinander verglichen. Interessant ist hier: Im Vergleich der Kulturen ist Gewalt und Aggression in den USA weiter verbreitet als in Frankreich. In Frankreich wird körperlicher Kontakt viel häufiger in der zwischenmenschlichen Kommunikation eingesetzt. Die These ist deshalb, dass viel Gewalt mit wenig Berührungen einhergeht und wenig Gewalt mit viel Berührung.
Kuscheln für inneren Frieden – Nähe wieder lernen, Nähe zulassen
Streichelfans und Berührungsmuffel haben oft etwas gemeinsam. Sie haben zu wenig Körperkontakt in der allerfrühesten Kindheit erfahren. Nur gehen sie unterschiedlich mit diesem Defizit um. Der eine kann nicht genug Berührung bekommen, der andere beschließt, sie nicht mehr zu brauchen, um dem Schmerz der Nichterfüllung nicht erneut ausgesetzt zu sein.
Viele stecken in dem Dilemma, dass sie sich nach Nähe sehnen und gleichzeitig Angst vor ihr haben. Sie haben nie wirklich gelernt, mit ihr oder mit den daraus resultierenden Gefühlen umzugehen. Das Erleben von Nähe, Wertschätzung, Anerkennung und Liebe kann starke Schmerzen darüber hervorrufen, dass wir sie bisher entbehren mussten. Schmerzen, die wir lange nicht fühlen wollten und konnten. Das ist unangenehm aber heilsam. Sie werden uns nun bewusst und können durchgefühlt werden. Berührung stellt die wertvollste Ressource zur Heilung alter Wunden dar. Scham, Schuld und Angst halten uns seit Kindertagen davon ab, unsere Bedürfnisse zu stillen. Es ist wahrscheinlich, dass sie auftauchen, wenn wir uns nun unserem Bedürfnis nach Nähe hingeben.
Durch die neu gelernte Berührbarkeit sind wir in der Lage, unsere Bedürfnisse nachhaltig zu befriedigen und tiefe Beziehungen einzugehen. Wir müssen Menschen nicht mehr auf Abstand halten aus Angst vor dem Aufreißen eben dieser alten Wunden. Wir haben gelernt, mit ihnen umzugehen und haben die Erfahrung gemacht, dass sie schmerzen aber heilen.
Auch können wir uns mit der Diskrepanz von gleichzeitigem Nähe wollen und Grenzen/Abstand wahren auseinandersetzten. Das Wheel of Consent von Dr. Betty Martin ist hier ein wundervoller Leitstern, da es Bewusstheit bringt. Wir schärfen unsere Wahrnehmung dahingehend, zu spüren wie eine Berührung tatsächlich gemeint ist. Unsere Antennen sind fein getunt und so fällt es leicht, die Angst loszulassen, missbraucht und ausgenutzt zu werden. Unser Alarmsystem schlägt früher und deutlicher an und schützt uns vor erneuten Übergriffen. Oder aber es bleibt still und so machen wir eine neue schöne Erfahrung, zu der wir früher vielleicht aus Angst Nein gesagt hätten.
Berührung transformiert uns auf vielen Ebenen, sie dringt bis in tiefste Schichten vor.
Berührung ändert unser Leben.
Hier ein Artikel dazu im Fokus Magazin: „Wir leiden an Berührungsarmut“
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