Unser Kuschelknigge

„Beurteile die Menschen nicht nach dem, was sie reden, sondern nach dem, was sie tun.“
– Adolph Knigge

Die Zeit, bis sich jemand von dir einen ersten Eindruck verschafft hat, dauert 0,3 bis maximal 7 Sekunden. Dies geschieht, weil im Gehirn automatisch (und unbewusst) sämtliche zur Verfügung stehenden Informationen verarbeitet werden. Ohne dass dafür rationalen Gründe genannt werden können, fällen wir intuitiv ein Urteil. Es entscheidet, ob wir jemanden vertrauenswürdig oder sympathisch finden und es dauert einige Zeit, es wieder zu revidieren. Hygiene ist im Zusammenhang mit Kuscheln eine entscheidende Kategorie, ob das erste intuitive Urteil positiv ausfällt.

Hier findest du Hinweise dafür, wie du „Kuscheln mit Fremden“ ganz entspannt entdecken und genießen kannst.
Der Kuschelknigge ist unsere Empfehlung für das schönstmögliche Kuschelerlebnis.

Kuschel-Knigge – Tipps für dein schönstes Kuschelerlebnis.

Klare Regeln schaffen einen entspannten Raum zum Sein.
Unser Regelwerk schafft einen sicheren Rahmen indem ihr euch mit euren Bedürfnissen und Grenzen frei bewegen könnt. Entdeckt den Raum innerhalb dieser Regeln. Es macht Spaß und kann sehr überraschend sein. Die Schönheit des Kuschelns liegt vor allem im Entdecken.

Teile offen deine Wünsche und Grenzen.
Gehe nie davon aus, dass dein Gegenüber über deine Wünsche und Grenzen Bescheid weiß, weil du es irgendwann erwähnt hast, weil es common sense ist, weil deine Körpersprache eindeutig ist, … – Dem ist nicht so. Wir können alle keine Gedanken lesen und Körpersprache kann leicht missinterpretiert werden. Sprich es aus. Sprich es an. Je früher du die Botschaft vermittelst, desto weniger ist sie mit Emotionen aufgeladen und desto einfacher kann sie von anderen gehört und akzeptiert werden.

Seid respektvoll.
Ihr geht eine intime vertrauensbasierte Nähe ein. Ihr schenkt euch nicht nur Lebenszeit, sondern öffnet euch, zeigt euch. Dies verdient den größten Respekt. Nähert euch langsam an, so dass immer genug Zeit zum Reagieren und Nachspüren bleibt. Fühlt sich alles noch richtig an? Akzeptiert ein ‚Nein‘ als ehrliche und mutige Antwort und bedankt euch dafür. 
Manchmal sind wir zu forsch, manchmal zu vorsichtig. Kommunikation verhindert hier Missverständnisse.

Höre auf deinen Körper.
Nimm ihn als Leitstern. Er weiß, was er gerade braucht. Ob es Gehalten-sein ist oder dynamisch-verspieltes Kuscheln. Folge den Impulsen und sprich deine Wünsche aus. Schalte die Logik aus und lasse Bilder los, wie ‚richtiges‘ Kuscheln geht. Mach dich auf eine Entdeckungsreise.
Vertraue dir selbst.
Dein inneres ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zählen. Handle danach. Immer. Wenn du ein ‚Ja‘ spürst, handle nach deinem ‚Ja‘. Wenn du ein ‚Nein’ spürst, handle nach deinem ‚Nein‘. Beides kann Mut kosten. Durch die stetige Übung dessen in Kuschelbegegnungen wächst auch die Fähigkeit, die eigene Wahrheit in anderen Zusammenhängen angstfrei auszusprechen. Wenn du unsicher bist und ein ‚Vielleicht’ spürst, dann mache ein ‚Nein’ daraus. Manchmal überredet man sich selbst zu etwas, das man eigentlich (noch) gar nicht will, und deklariert es innerlich als ‚Vielleicht‘, damit es ein ‚Ja‘ sein kann.

Du machst keine Versprechen.
Du darfst jederzeit deine Meinung ändern und aus einem ‚Nein‘ wieder ein ‚Ja’ machen und umgekehrt. In jeder Sekunde. Auch wenn du zugestimmt hast, eine 30-minütige Rückenmassage zu geben … wenn du nach 5 Minuten feststellst, dass du dazu eigentlich keine Lust hast, höre wieder auf. Deine Unlust würde sich auf den Körper des*r Empfangenden übertragen.

Genieße den absichtslosen Raum.
Durch das Einhalten der Kuschelregeln führt Berührung nicht zu Sex oder Erregung, sondern bleibt absichtslose Berührung. Wenn das für alle klar ist, entsteht eine wertschätzende Atmosphäre, in der jede*r Nähe stressfrei erleben und geniessen kann.
„Ich finde diesen sexfreien Raum so geil.“ – Teilnehmer einer Conscious Cuddle Experience

Bleibe im Gefühl.
Rede nicht so viel und wenn du redest, rede eher leise. Es hält dich im Kopf und verhindert intensives Spüren und Fühlen.

Lass deine Gefühle zu.
Kuscheln schafft einen Raum der Sicherheit und Entspannung. Der Körper öffnet sich und lang zurückgehaltene Emotionen, wie haltlose Freude oder tiefe Traurigkeit, können an die Oberfläche gespült werde. 
Sich mit seinen Gefühle zu zeigen, erfordert Mut. Doch sie immer wieder wegzudrücken, schadet dir auf lange Sicht. Um sie zu kontrollieren, musst du dich verschließen und deinen Körper verhärten. So fühlst du immer weniger. Wirst geradezu taub. Lasse los, lasse die Gefühle und deren Ausdruck zu. So kann der Körper wieder weich werden, sich entspannen und dir intensivere Lebenserfahrungen schenken.

Nimm Abstand vom Leistungsdruck.
Mit einem „Fremden“ kann es leichter als mit einem Partner sein, Berührung zu schenken und zu empfangen, frei vom Druck, etwas leisten zu müssen. 
Lasse alle Erwartungen los und genieße den Moment. Es ist Kuscheln. Es geht nicht um höher, schneller, weiter. Oder wie nah man sich kommen kann. Oder wie viele Kuschelpositionen in ein Event gequetscht werden können. Überlasse dich dem Flow und dem Gefühl der Entspannung. Es gibt nichts zu erreichen oder zu erfüllen.

Langsamkeit ist Trumpf.

Entdecke die Langsamkeit. Sie ist das größte Geschenk überhaupt. Bewusstes Spüren. Bewusstes Fühlen. Ganz bewusstes Erleben.
Mache hierzu das folgende Experiment: Streiche dir mehrmals mit der Hand schnell über den Arm. – Was hast du gespürt und wie hat es sich angefühlt? Und nun berühre dieselbe Strecke einmal gaaaanz langsam mit den Fingerspitzen. – Was hast du gespürt und wie hat es sich angefühlt?

Mach Pausen.
Halte immer mal wieder inne und stelle dir die folgenden Fragen: Mache ich gerade, was ich wirklich möchte? Genieße ich es?
Nimm dir zwischendurch immer mal wieder eine Auszeit. Trinke ein Wasser, spüre in dich hinein und frage dich erneut: Wo möchte ich gerade sein? was möchte ich gerde tun? Und mit wem?

Respektiere die Privatsphäre der anderen Teilnehmer.
Rede nicht über vertrauliche Informationen und frage auch niemanden aus. Erzähle nur so über die Kuschelbegegnungen, das man nicht nachvollziehen kann, wer die teilnehmer*innen waren. Die Gästeliste ist geheim.

Hygiene-Knigge – Die Sinne verwöhnen.
Wir alle sind Sinnesmenschen. Auch wenn wir uns beim Kuscheln vor allem aufs Fühlen konzentrieren, sind unsere anderen Sinne weiter aktiv und beeinflussen das Erleben. Deshalb haben wir hier Tipps anhand der Sinnesorgane zusammengestellt. 
Beachtest du sie, fühlen sich nicht nur deine Kuschelpartner*innen, sondern auch du selbst wohler und entspannter.
Hygiene ist im Zusammenhang mit Kuscheln die entscheidende Kategorie, ob das erste intuitive Urteil positiv ausfällt, ob jemand anderes Lust hat, dir kuschelig nahe zu kommen.

Sehen

  • Ist deine Kleidung sauber und fürs Kuscheln angemessen? Sind T-Shirt und Socken lochfrei?
  • Sind Zahnzwischenräume, Ohren und die Ecken deiner Augen sauber? (Ihr seid euch sehr nah, man sieht alles!)
  • Sind deine Hände und auch die Fingernägel sauber?
  • Vermeide Lippenstift oder anderes Make-Up, das die Kleider deiner Kuschelpartner*innen beschmutzen könnte.

Hören

  • Blubbern im Bauch? Geschieht unwillkürlich und ist ein Zeichen von Entspannung. Der Körper hat wieder Kapazitäten für Verdauung. Alles gut.

Riechen – weniger ist mehr

  • Dusche oder wasche dich vor dem Kuscheln. Denke auch an deine Füße, sie laden sonst nicht zu einer Fußmassage ein.
  • Verzichte auf stark duftendes Parfüm oder Rasierwasser oder benutze sie nur ganz dezent. Verwende ein Deo mit einem dezenten bis gar keinen Duft.
  • Bringe frische Kleidung zum Kuscheln mit und ziehe dich dann um. Kleidung, mit der du gerade in der Bahn gesessen hast, möchten manche nicht nah an ihrem Körper haben.
  • Trage keine uralten T-shirts. Fängt man an zu schwitzen, riechen diese schon nach kurzer Zeit sehr unangenehm, auch wenn sie frisch gewaschen wurden.
  • Putze dir die Zähne oder nimm dir ein Minzbonbon mit. Noch schnell eine Zigarette zu rauchen, ist keine gute Idee.
  • Bereite am besten an diesem Tag nichts mit Knoblauch oder Zwiebeln zu, da nicht nur dein Atem, sondern auch deine Hände unangenehm danach riechen werden. Knoblauchhände können noch so gut berühren, sie sind im Gesicht nicht angenehm.

Spüren

  • Deine Kleidung sollte sich angenehm anfühlen, also am besten aus Baumwolle sein. (Wolle fühlt sich oft kratzig an.) Vermeide auch starke Strukturen oder synthetische Stoffe. Trage bequeme Kleidung, die nicht einschneidet, in der Bewegung einschränkt oder ständig zurecht gezuppelt werden muss.
  • Vermeide harte Gegenstände (Schmuck, Uhren, Gürtel, Knöpfe, Reissverschlüsse), da sie leicht schmerzhaft stören können.
  • Haare zerwuscheln ist sooo schön! Benutze also keinen Haarfestiger, kein Haarspray oder -gel und wasche dir die Haare.
  • Falls du trockene Haut/Hände hast, creme dich vor dem Kuscheln ein.
  • Feile deine Fingernägel. Wenn es unangenehm kratzt und piekst, kann keine kuschelige Stimmung aufkommen.

Deine Hygiene zeugt nicht nur von Achtung gegenüber deinen Kuschelpartner*innen, sondern auch von Wertschätzung dir selbst gegenüber. Sich selbst zu pflegen, ist ein Ausdruck von Selbstfürsorge und Selbstliebe. Achtest du auf dich selbst, entsteht automatisch die Annahme, dass du auch achtsam im Umgang mit Anderen bist. 
Mache es deinen Kuschelpartner*innen angenehm leicht, sich auf die Begegnung mit dir zu freuen.

Kuschel-Knigge für die Einzelsessions mit Kuscheltherapeut*innen

Grundsätzlich lässt sich das Meiste vom Kuschel- und Hygiene-Knigge übertragen.
Hier in Kürze das Wichtigste.

Pünktlichkeit
Bitte komm pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt und nicht früher. Die ersten 10 Minuten der Session sind zum Ankommen und Reden reserviert.

Dresscode
Bringe bequeme Kleidung mit, die einer Kuschelsession angemessen ist. Gerne lange Baumwollkleidung.

Hygiene
Mach es den Kuscheltherapeut*innen angenehm leicht, sich auf dich einzustellen. Sie sind Menschen mit Nase (Frisch geduscht? Haare gewaschen? Saubere Kuschelkleidung? Deo und Parfum unaufdringlich?). Meist gibt es auch die Möglichkeit vor Ort zu duschen und sich die Zähne zu putzen. Vor der Session noch kurz zu rauchen oder in ein Zwiebelmettbrötchen zu beißen, ist sicherlich keine gute Idee.